Ich habe seit zwanzig Jahren denselben Traum.
Kein gewöhnlicher Traum – einer von denen, die einem lebhaft im Gedächtnis bleiben. Eine staubige italienische Ebene. Ein verbeulter Wagen. Ein rothaariger Freund. Und dann, plötzlich: Palmen… goldener Sand… Boote, die in türkisfarbenem Wasser treiben… ein Mann auf einem Steg mit Kisten voller Garnelen.
Jahrelang wachte ich auf und fragte mich: „War das echt? Ist das wirklich passiert?“
Stellt sich heraus: Ja.
Ich musste nur zurück nach Apulien, um es wiederzufinden.
Vor einer halben Ewigkeit lebte ich im Süden Italiens. Damals war Apulien kein Hashtag, Trulli waren verfallene Bauernhäuser, und man konnte eine Wohnung über einer Bäckerei für den Preis eines Londoner Kaffees mieten.
Die Wochenenden verbrachte ich damit, ziellos in einem rostigen Lancia herumzufahren, auf der Suche nach Speisen, deren Namen ich nicht aussprechen konnte, und nach Stränden, die ich nie wieder fand. Es war roh, sonnendurchglüht und spottbillig. Aber es war magisch.
Fünfundzwanzig Jahre später kehrte ich zurück. Diesmal mit Ehefrau, Sohn und der stillen Hoffnung, dass das Apulien in meinem Kopf nicht zubetoniert worden war.
Die Sache ist: Ja, es hat sich verändert.
Die Trulli? Sie wurden zu Boutique-Villen mit Klimaanlage und Infinity-Pools. Die Schotterstraßen führen nun zu Instagram-bekannten Dörfern mit Open-Air-Restaurants und kuratierten Eisdielen.
Aber das Gefühl ist geblieben.
Dieses leise Kribbeln, wenn man etwas entdeckt… Einfaches, Schönes, Unverfälschtes. Der Charme ist noch da – nur ein wenig aufpoliert.
Am ersten Abend fuhren wir nach Polignano a Mare. Jugendliche sprangen von den Klippen in die Adria. Einheimische schlenderten Arm in Arm. Wir fanden eine Pizzeria namens Il Quadrifoglio, wo der Teig wie Wolken aufging und die Mozzarella in übergroßen Perlen serviert wurde.
Mein Sohn nahm einen Bissen und sagte: „Das ist nicht wie bei Domino’s.“
Ich lächelte.
Jetzt verstehst du es, mein Junge.
Wir schlenderten durch Ostuni, das wie ein Traum auf einem Hügel über den Olivenhainen thront. Aßen frittierte Panzerotti mit Stängelkohl und Wurst – für weniger als fünf Pfund. Kühlten uns in Ostuni a Mare ab, auch wenn das Wasser „mehr Wellen hatte und nicht so blau war“ wie versprochen.
In der Außenküche der Villa brachte uns eine lokale Köchin namens Lucrezia bei, wie man Orecchiette per Hand macht. Wir rollten Teig, frittierten getrocknete Tomatenküchlein und tranken Rosé, während im Hintergrund die Soße köchelte.
Sie sprach. Wir hörten zu.
Es war nicht nur ein Essen. Es war Therapie.
Wenn du Stille suchst, geh nicht an einen italienischen Strand.
Geh für das Gegenteil: Leben, laut und ungefiltert. Familien bringen alles mit – außer dem Kühlschrank. Streit, Gelächter, komplette Picknicks und ganze Telenovelas spielen sich direkt neben deinem Handtuch ab. Du musst übersetzen – oder einfach improvisieren, wie ich es für meine Frau getan habe.
In Porto Cesareo, einem verschlafenen Fischerdorf mit badewannenwarmen Gewässern, ließen wir die Fische an unseren Zehen knabbern und sahen alten Männern zu, wie sie Miesmuscheln in Handflächengröße abluden. „Mamma, che cozze!“ stand auf einem Schild. Keine Übersetzung nötig.
Aber es war immer noch nicht *der* Strand.
Wir fuhren weiter, vorbei an Matera – der atemberaubenden Stadt an der Klippe, die vom vergessenen Nest zum UNESCO-Wunder und James-Bond-Drehort wurde.
Und dann, südlich von Tarent, fiel uns ein kleines Schild auf: Lido Gandoli.
Ein Betonweg, vorbei an einer Bootswerft, Palmen im Sonnenwind.
Und da war er.
Die Bucht.
Die Boote.
Das kristallklare Wasser.
Der Traum.
„Das ist es“, sagte ich zu meinem Sohn.
Und diesmal wusste ich, dass ich wach war.
Vielleicht warst du noch nie in Apulien. Vielleicht hast du es nur in Reels gesehen oder in schicken Reiseführern gelesen.
Aber ich sage dir: Es ist nicht nur Hype. Und es ist nicht nur für Superreiche oder Touristenmassen.
Es gibt sie noch – die Version Apuliens, in der die Zeit langsamer vergeht. Wo das Essen echt ist. Die Städte lebendig. Die Preise noch normal.
Und wenn du genau hinsiehst…
findest du vielleicht deinen Traum.
Speichere diesen Artikel. Schick ihn jemandem, mit dem du reisen willst.
Und wenn du so einen Ort im Kopf hast… vielleicht ist es Zeit zurückzukehren.